Diana Loeb

Diana Loeb                                       
Ohne Titel
Oel auf Leinwand, 2012
165 x 60 cm

DEUTSCH
Das schmale, in die Länge gezogene Querformat verbirgt mehr unter seiner sonnigen Oberfläche als es auf Anhieb zeigt. Im ersten Moment geht man von einer gelben Farbfläche aus, die stellenweise mit schwarzumrandeten, nach dem Zufallsprinzip verteilten Ringen überdeckt ist. Einige davon flackern in fröhlichem Rot oder heiterem Orange. Die leere Restfläche scheint in einem monochromen Gelb gestaltet , doch nach und nach erkennt man die unter der obersten Schicht verborgenen weiss-gelben Kreise, welche die Netzhaut kitzeln und das Bild zum Vibrieren bringen. Die kaschierten Ringe, eine heimliche Fortführung der sichtbaren Kreise, weisen zum Teil Spuren von Grün auf- insbesondere in den Rechten unteren Bildhälfte. Die Verfärbungen mindern die Strahlkraft des Gemäldes etwas, verleihen ihm auf der anderen Seite allerdings eine unerwartete Tiefenwirkung- nicht im Sinne von Perspektive, sondern von Komplexität. Grösse und Vielschichtigkeit des Gemäldes verlangen vom  Betrachter, eine gewisse Distanz zur Arbeit zu wahren, nur so offenbaren sich ihm der Kern und die Kraft, die von Diana Loebs Werk ausgeht. Je länger man die warmen, lichten Farben auf sich wirken lässt, desto deutlicher kommt die starke Positivität die „Ohne Title“ in sich trägt, zum Ausdruck.
Die in Argentinien geborene Künstlerin versteht es, mit einem grundsätzlich monochromen Farbfeld sinnlich- visuelle Eindrücke sowie kontemplatives Innenhalten herbeizuführen.

LEONHARD RUETHMUELLER / CONTEMPORARY ART

Judith Opferkuch
lic.phil.l, Kunsthistorikerin

BASEL, 2012


ENGLISH

The narrow, drawn-out landscape format conceals more under its sunny surface than it shows at first glance.Straight away, you go from a yellow colour surface which in places is randomly overlain with black-edged rings.Some of them flicker in joyous red or cheerful orange.The remaining empty surface seems to be formed from a monochrome yellow, but little by little under the uppermost layer you see little hidden white -yellow circles. Which ticklethe retinas and make the picture vibrate. The concealed rings,a secret continuation of the visible circles, partly reveal traces of green, particularly in the right-hand lower part of the picture. The discolorations diminish the painting's radiance somewhat, while at the same time giving it un unexpected effect of depht, not in the sense of perspective, but of complexity.The size and multi-layered quality of the painting require of the viewer to keep a certain distance, as only by doing so will the nucleus and the power emanating from Diana Loeb's works reveal themselves. The longer you allowt the warm,light colours to work on you, the more distinctly will the strong positivity that „No title“ possesses come to expression.
The Argentine-born artist understands how to create sensory-visual impressions and contemplative reflection witha fundamentally monochrome colour field.


LEONHARD RUETHMUELLER / CONTEMPORARY ART

Judith Opferkuch
lic.phil.l, Kunsthistorikerin

BASEL, 2012


Letzte Woche besuchte ich Diana in ihrem Atelier. Neben lauten Flamencoklängen hörte man den Regen an die Scheiben prasseln.

Sie hatte ihre Bilder alle aufgehängt  und ich machte es mir auf einem weichen Stuhl bequem. Der trübe Tag liess die Bilder noch mehr aufleuchten und ich wurde durch die Farbintensität in Gedanken fortgetragen...

Ich erinnere mich an eine Geschichte von Frederick der Maus.?Als der Herbst anbrach, machte sich die Mäusefamilie daran, Vorräte für den Winter zu sammeln, nur Frederick sass auf einem Stein und hing tiefversunken seinen Gedanken nach. Die anderen spornten ihn an, doch für sein Wohl zu sorgen, doch Frederick liess sich nicht bewegen und sagte: „ ich sammle Farben“. Von Farben wird man nicht satt, sagte der Vater, hilf auch mit, Vorräte für den langen Winter zu sammeln.

Als der Winter kam, verkrochen sich die Mäuse in Ihre Höhle und  ernährten sich von den angelegten Vorräten. Als sie aber nichts mehr zu essen hatten, schimpften die Mäuseverwandten mit Frederick, doch dieser fing an Geschichten zu erzählen.“ Wisst ihr noch wie der Sommer schmeckt,  erinnert ihr euch an die warmen Sonnenstrahlen, an die langen Abende und die Farbe der untergehenden Sonne, als sie den ganzen Himmel glutrot färbte“

Die Mäuse versuchten sich zu erinnern und während Frederick ihnen von den Farben und der Wärme des Sommers erzählte, wurde Ihnen plötzlich wieder wärmer. Sie waren so in den Bann gezogen, dass sie Ihren Hunger und die Kälte vergassen. Bis die Sonnenstrahlen durch die Schneedecke einbrach und den Frühling ankündeten.

Eine solche Erfahrung machte ich in Dianas Atelier und ich wäre am liebsten zusammengekuschelt den ganzen Tag um Ihre warmen Bilder herum geblieben und hätte mich von ihren Farben genährt. Es berührte mein Herz oder in Worten von  Fernando Pesoa.“ Wenn das Herz denken  könnte stünde es still.“

Laurence Frey-Bloch
Kunsthistorikerin

Zürich, 2014